Der Aufbau unseres Darms

Die Reise durch unseren Darm möchte ich mit dir weiter oben starten. Denn im Magen finden schon wichtige Prozesse, statt die für unseren Darm auch eine Rolle spielen.
Unser Magen ist ein großer und starker Muskel in dem unsere komplette Nahrung zusammen kommt. Dort erhält unsere Nahrung eine sogenannte „Säuredusche“. Diesen Prozess nennt man auch Absäuern. Dadurch werden so gut wie alle Bakterien zerstört und es wird verhindert, dass diese in unserem Darm gelangen.
Das heißt bevor unsere Nahrung in den ersten Abschnitt unseres Darms gerät, wird diese zu einem Speisebrei verarbeitet. Rotierend und von unten nach oben wird der Speisebrei mit unserer Magensäure sowie den Verdauungsenzymen vermischt und hin und her geschleudert. Was sich hier wild anhört bekommen wir selbst aber nicht mit. Wir merken höchstes ein Grummeln oder wenn wir bestimmte Lebensmittel nicht vertragen, kann es auch vorkommen, dass wir Bauchschmerzen bekommen. Sind die Speisen klein und sauer genug wird die „Pforte“ zum Dünndarm geöffnet und die Reise geht weiter.

Gereizter Magen
Der Darm und seine Funktionen

Bevor wir die Reise in den Darm beginnen, möchte ich dir hier erst einmal ein paar wissenswerte Zahlen mit an die Hand geben.

  • Eine Länge von 6 bis 8 Meter misst unser Darm und ist somit das längste Organ des Menschen.
  • Unser Verdauungskanal besitzt eine sehr große Oberfläche, nämlich ungefähr die Größe eines Tennisplatzes, 400m²
  • In unserem Darm befinden sich rund 100 Billionen freundliche Bakterien die unseren Darm in seiner täglichen Arbeit unterstützen
  • Unser Darm zählt zu dem größten Immunorgan in unserem Körper und beinhaltet rund 80% der Immunzellen
  • Der Darm beinhaltet drei Schutzebenen: Unsere Darmflora, unsere Darmschleimhaut und unser Immunsystem
  • Unser Darm kann mit über unsere Gefühle bestimmen, da er über die Darm-Hirn-Achse direkt mit unserem Gehirn verbunden ist
  • Im Darm sitzen insgesamt rund 100 Millionen Nervenzellen, was erstaunlich ist, denn es sind mehr als in unserem Rückenmark
  • Es werden ca. 90% des Glückshormons Serotonin gebildet.
  • In unserem kompletten Leben durchläuft unser Magen-Darm-Trakt ca. 30 Tonnen Speisen und ca. 50.000 Liter Flüssigkeit, also eine erstaunliche Menge

Wahnsinnige Zahlen, hättest du das gewusst?

Unser Dünndarm
Unser Dickdarm im genauen

Nun gehen wir auf die Reise durch unseren Darm. Der erste Halt, den unsere verarbeitete Nahrung durchläuft, ist unser Dünndarm. Er besteht aus 3 verschiedenen Darmabschnitten und ist ca. 5 bis 7 Meter lang. Die 3 Abschnitte teilen sich auf in:

    • Zwölffingerdarm
    • Leerdarm
    • Krummdarm

Um die Reise des Speisebreis in unserem Dünndarm zu erleichtern, wird von der Darmwand Schleim produziert. Der Schleim wird von tief sitzenden „Becherzellen“ produziert und quillt aus der Darmwand heraus. Dieser Schleim sorgt dafür, dass der Brei besser flutscht und die Darmwand geschützt wird.
Die Aufgabe unseres Dünndarms ist es, die Nährstoffe aus dem Speisebrei aufzunehmen und die generelle Verdauung zu übernehmen. In dem Verdauungsprozess wird unsere Nahrung in kleinste Bestandteile zerlegt.

Nachdem unser Darm den Speisebrei zerlegt hat, fängt die Nährstoffaufnahme in unsere Blutbahn an. Damit unser Körper möglichst viele Nährstoffe in die Blutbahn aufnehmen kann, sieht unsere Darmschleimhaut aus wie ganz viele kleine, aneinander gereihte Finger. Du fragst dich bestimmt, warum? Berechtigte Frage. Das hat damit zu tun, dass durch die fingerförmige Art und Weise unserer Darmschleimhaut, eine größere Fläche entsteht und somit eine höhere Aufnahme in die Blutbahn erfolgen kann. Diese winzigen Erhebungen nennt man übrigens Zotten.
Unterhalb der sogenannten Zotten sind diese mit sogenannten Tight Junctions verbunden, welche die Aufgabe haben, die Zwischenräume der Zellen undurchlässig zu machen und als Barriere zu dienen.

Unser Dickdarm
Entzündung im Dünndarm

Nun kommen wir zum Dickdarm. Er besteht aus dem:

  • Blinddarm
  • aufsteigender Dickdarm
  • absteigender Dickdarm
  • Querdarm
  • Sigma

Er ist circa 1,5 Meter lang und hat wichtige Funktionen wie die Eindickung des Speisebreis, die Aufnahme von Elektrolyten, die Verdauung von den Ballaststoffen und die Aufnahme sowie die Produktion von Vitaminen.

Im Dickdarm wird dem Speisebrei, der zuvor im Dünndarm war, die Flüssigkeit entzogen. Dieser Prozess dauert ungefähr zwölf Stunden und dem Speisebrei wird circa 80 bis 90 Prozent Wasser entzogen. Das Wasser sowie die Elektrolyten werden in den Blutkreislauf durch die sogenannte Osmoseprozess aufgenommen. Der restliche Brei wird fester und es wird nochmal Schleim von der Darmschleimhaut hinzugefügt, um einen weicheren Abtransport sicherzustellen.

Nachdem der Hauptteil des Wassers dem Speisebrei entzogen wurde, verbleiben nur noch die Ballaststoffe, die etwas hartnäckig zu zerlegen sind. Dies erfolgt im Dickdarm, da die enthaltenen Darmbakterien diese Aufgabe besser übernehmen können. Auf die Darmbakterien gehe ich nachher nochmal näher ein, weil diese auch eine wichtige Funktion in unserm Darm haben.

Unlösliche Ballaststoffe

Die unlöslichen Ballaststoffe regen die Darmtätigkeit an. Sie binden weniger Wasser als die löslichen Ballaststoffe wodurch sich das Stuhlvolumen vergrößert. Durch die Vergrößerung des Stuhls wird die Bewegung unseres Darms angeregt und der Weitertransport der restlichen Nahrung wird gefördert. Dadurch lassen sich zum Beispiel auch Verstopfungen lindern, die Blutfettwerte senken und unserem Körper helfen Cholesterin auszuscheiden.

Lösliche Ballaststoffe

Die löslichen Ballaststoffe haben den Vorteil, dass diese leichter Wasser aufnehmen können, in unserem Darm aufquellen und dadurch den Nahrungsbreitransport fördern. Die löslichen Ballaststoffe dienen unseren Darmbakterien als Nahrung und können sich dadurch vermehren, was wiederum unserem Darm zugutekommt. Zudem werden von diesen dort lebenden Bakterien die Ballaststoffe in kurzkettige Fettsäuren und Gase abgebaut, welches den Stuhl weicher und das Ausscheiden angenehmer macht.

Die aufgenommenen Ballaststoffe zu zersetzen ist wichtig, denn durch den Abbau bilden sich in unseren Körper wichtige Vitamine sowie kurzkettige Fettsäuren.

Vitamine:

      • Vitamin B12
      • Niacin
      • Biotin

Kurzkettige Fettsäuren:

      • Milchsäure
      • Buttersäure
      • Essigsäure
Unsere Darmflora

Nun beschäftigen wir uns mal genauer mit unserer Darmflora. Die Darmflora wird mittlerweile auch Darm-Mikrobiom oder Darm-Mikrobiota genannt. Es hat sich herausgestellt, dass das Wort Flora (Pflanzenwelt) nicht richtig ist. In unserem Darm befinden sich Billionen an diversen Bakterienstämmen, die wichtig für das Gleichgewicht in unserem Darm sind.

Damit befindet sich Circa 99 % unserer Darmflora in unserem Dickdarm. Wir merken uns also, dass unsere Darmflora aus vielen verschiedenen Bakterienstämmen besteht, die essenziell wichtig für die Funktionen unseres Darms sind.
Unsere Darmflora ist sehr wichtig und hat großen Einfluss auf unsere Gesundheit, Krankheiten, Allergien, Psyche und besonders unserer Verdauung.

Wie du siehst, solltest du dafür sorgen, dass deine Darmflora im Gleichgewicht ist. Du verhinderst eine Vielzahl an Krankheiten, verbesserst bestehende Krankheiten und du förderst die Gesundheit deines Körpers.
Für die Darmflora sind u.a. folgende Lebensmittel gut:

  • Ballaststoffe in Form von Leinsamen und Flohsamen
  • Hülsenfrüchte wie Linsen und Vollkornprodukte
  • Obst
  • Gemüse
  • Gekochte oder kalte Kartoffeln aufgrund der enthaltenen resistenten Stärke
  • Fermentierte, nicht-konservierte, Lebensmittel wie Sauerkraut, Natur-Joghurt, Kefir, Miso, Kombucha oder Kimchi
Die verschiedenen Bakterien­stämme
Bakterienstämme unseres Darms

Guten Bakerien:

  • Lactobazillen
  • Bifidobakterien

Schlechten Bakterien:

  • Clostridium perfringens
  • Staphylococcus

Nur wie genau beeinflussen die Bakterien nun unseren Körper?
Man hat herausgefunden, dass eine Darmflora, die sich im Gleichgewicht befindet, gut für unsere Gesundheit ist und dafür sorgt, dass unsere Verdauung richtig funktioniert. Aber nicht nur die Verdauung wird durch eine gesunde Bakterienanzahl gefördert, sondern auch unser Immunsystem, Wohlbefinden, Körpergewicht, Emotionen und unser Stoffwechsel.

Daher ist es wichtig, eine ausgewogene Bakterienkultur in unserem Körper zu besitzen, und zwar den guten Bakterienstämmen. Durch Stress, verschiedenen Medikamente und der falschen Ernährung kann das Gleichgewicht der guten und schlechten Bakterien gestört werden. Das heißt, man gibt in dem Moment den schlechten Bakterien Platz zum Entfalten, stören unsere Verdauung, beeinflussen unser Immunsystem und verdrängen die guten gesundheitsfördernden Bakterien. Dies ist nicht förderlich, denn dadurch können sich schneller Krankheiten und Allergien ausbreiten.

Der Hauptsitz unseres Immunsystems

In unserer Darmwand sind rund 70 % – 80 % unseres Immunsystems angesiedelt. Eine entscheidende Rolle spielt es keine Bakterien, körperfremde Stoffe und Keime in unserem Körper durchzulassen. Das Immunsystem hat eine gewaltige Aufgabe, denn es muss nicht nur Bakterien, Keime und schädigende Stoffe abhalten, nein es muss auch Nährstoffe und Mikroorganismen, die gut für uns sind, durchlassen. Aus diesem Grund ist ein gutes und fein abgestimmtes Zusammenspiel mit unserem Lymphsystem wichtig. Unser Lymphsystem ist in unseren Darmzotten sowie unserem Dünndarm vorhanden. Es hat eine wichtige Aufgabe, denn es kommuniziert an alle Immunzellen, wenn diese Krankheitserreger oder Fremdstoffe erkennen.

Auch bei diesem Kampf spielen die guten Bakterien eine entscheidende Rolle. Sie verdrängen potenzielle Krankheitserreger und verhindern, dass sich Keime an unsere Darmwand heften können. Zeitgleich wird unser Immunsystem Tag und Nacht von den nützlichen Bakterien trainiert, wie bei Soldaten. Dieses ständige Training ist wichtig, um zwischen körpereigenen Strukturen, harmlosen Stoffen, aber auch Fremden und „Feinden“ zu unterscheiden.

Man kann es mit Soldaten vergleichen. Trainieren Soldaten nicht ständig das Schießen und verschiedene Übungen, sind sie im Kampf nicht vorbereitet. Dadurch können sie sich nicht wehren und werden verwundet. So kann man es sich in unserem Darm vorstellen. Wird unser Immunsystem nicht Tag und Nacht von unseren guten Bakterien trainiert, werden diese schlechter und lassen krankmachende Bakterien oder fremde Stoffe leichter durch. Unser Darmflora gerät ins Ungleichgewicht und wir werden krank.

Präbiotika und Probiotika

Präbiotika

Präbiotika werden von unseren guten Darmbakterien bevorzugt und sorgen für einen Anstieg der guten Bakterien.
Als Präbiotika bezeichnet man eine bestimmte Pflanzenfaserart, die unser menschlicher Körper nicht verdauen kann. Unsere guten Bakterienstämme freuen sich über die gute Nahrung.

Diese bauen die Präbiotika nämlich ab und verwandeln diese in kurzkettige Fettsäuren, welche eine positive Wirkung auf unseren Körper haben. Präbiotika bestehen aus kleinen, mehreren Zuckerbausteinen und kommen hauptsächlich in pflanzlichen Lebensmitteln vor.
Sie sind zum Beispiel Inulin und Frukto-Oligosaccharide, die zum Beispiel in Artischocken, Lauch, Knoblauch, Weizen, Roggen und unreifen Bananen vorkommen.

Probiotika

Probiotika sind kleinste Bakterien, die gesundheitsfördernde Eigenschaften mit sich bringen.
Sie sind ähnlich mit den Bakterienstämmen: Laktobazillen oder Bifidobakterien.
Nun fragst du dich bestimmt, warum wir diese zusätzlich einnehmen, da unser Darm aus diesen Bakterienstämmen besteht?

Probiotika nimmt man meist nach Antibiotika Behandlungen, bei Durchfall oder wiederkehrenden Erkältungen ein. Auch Menschen, die unter dem Reizdarmsyndrom leiden, greifen oft auf Probiotika zurück. Durch die zusätzliche Einnahme der Probiotika und somit der guten Bakterienstämme, will man die Anzahl der guten Bakterien vergrößern. Man möchte damit bewirken, die schlechten Bakterien zu vertreiben und unseren Darm wieder aufzubauen. Denn meistens ist nach einer Antibiotikabehandlung unser Darm sehr gereizt und geschädigt. Bevor du dir Probiotika holen möchtest, solltest du beim Kauf auf Folgendes achten: Es sollten mindestens 10 Millionen lebende Mikroorganismen pro Gramm enthalten sein, um eine probiotische Wirkung zu erzielen.

Vitamine und Mineralstoffe

Mineralien und Vitamine sind nicht nur essenziell wichtig für unseren Darm, sondern auch für vielerlei anderer Organe. Leider nehmen wir durch verschiedene Umwelteinflüsse sowie der nährstoffarmen Nahrung, nicht mehr viele Vitamine und Mineralstoffe zu uns. Meist müssen wir auf Nahrungsergänzungsmitteln zurückgreifen, das aber auch gar nicht schlecht ist. Man sollte nur dabei beachten, dass diese rein pflanzlich und natürlich hergestellt sind. Es sollten keine Zusätze oder sonstige chemischen Stoffe hinzugefügt worden sein.

Welche Vitamine und Mineralstoffe unserem Körper am meisten fehlen, kannst du bei deinem Arzt anhand einer EHA-Haarmineralanalyse bestimmen lassen. Dies ist wichtig, um dementsprechend mit Nahrungsergänzungsmitteln den Körper zu unterstützten. Ich sage bewusst unterstützen, denn im Fokus sollte immer eine ausgewogene und gesunde Ernährung stehen.

Mit kleinen Veränderungen der Ernährung kann man schon viel bewirken und unserem Körper die richtigen Vitamine und Mineralstoffe geben. Er benötigt diese, um die Funktionen wie zum Beispiel die Verdauung oder auch unser Immunsystem aufrechtzuerhalten. Wie wir nämlich aus den bisherigen Informationen wissen, werden die Nährstoffe aus der Nahrung in unserem Darm aufgenommen und im Körper verteilt. Dies passiert aber nur, solange die Funktionsweise von unserem Darm nicht eingeschränkt ist.

Es wird immer gesagt, dass eine gesunde Ernährung sehr teuer ist. Das muss aber nicht sein, denn ich habe den Selbsttest gemacht. Je nachdem welche Produkte du wo kaufst, ist es genauso teuer oder maximal nur wenige Euro teurer. Versuche auch mal saisonal von regionalen Bauern einzukaufen. Ansonsten bekommt man gutes Gemüse und Obst im Supermarkt, womit du deinen Körper mit den wichtigen Vitaminen und Mineralstoffen versorgen kannst.